Essener Philharmoniker, Philharmonie Essen
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Porträt Carolin Widmann · NOW! elements · Sinfoniekonzert III

Amor und Psyche

Werke von Alban Berg, Clara Iannotta, Lisa Streich, Paul Hindemith
Termin
Donnerstag 30. Oktober 2025
Freitag 31. Oktober 2025
Hinweise
19:00 Konzerteinführung

19:00 Uhr Konzerteinführung mit Günter Steinke, Clara Iannotta und Patricia Knebel

Mit dem NOW!-Festivalpass (Preis: € 30,00) erhalten Sie für alle Veranstaltungen des NOW!-Festivals 2025 Karten zum stark vergünstigten Preis von € 7,00. Die Vergünstigung gilt für eine Karte pro Veranstaltung je Festivalpass. Der NOW!-Festivalpass ist nicht im Webshop buchbar.
Violine
Carolin Widmann
Essener Philharmoniker
Dirigentin
Elena Schwarz
Lisa Streich
"Segel" für Orchester
Clara Iannotta
"sand like gold-leaf in smithereens" für verstimmte Violine, Orchester und Elektronik
(Uraufführung, Auftragswerk des Festival NOW!)
Paul Hindemith
"Amor und Psyche (Farnesina)"
Ballett-Ouvertüre
Alban Berg
Konzert für Violine und Orchester "Dem Andenken eines Engels"

Beschreibung

Die international agierende Violinvirtuosin Carolin Widmann leuchtet bei diesem Sinfoniekonzert im Rahmen des NOW!-Festivals unter der musikalischen Leitung von Elena Schwarz mit Alban Bergs berührendem Konzert für Violine und Orchester (das mit dem Titel "Dem Andenken eines Engels" für Alma Mahlers jung verstorbene Tochter Manon Gropius komponiert war) einen Klassiker der Moderne aus. Das neue Werk von Clara Iannotta, deren Kompositionen für ihre Tiefgründigkeit und Klangintensität bekannt sind, transportiert die Gattung Violinkonzert ins Heute. Das eindrucksvolle Tongemälde "Segel" der schwedischen Komponistin Lisa Streich entführt in Sphären geistlicher Chormusik - in einer zeitgenössischen Übersetzung und zum Klingen gebracht einzig und allein durch das Orchester. Paul Hindemiths kurzweilige Ballett- Ouvertüre "Amor und Psyche" ergänzt kühl und gleichzeitig schwelgerisch das Programm.

Weitere Informationen

Im Gespräch mit Clara Iannotta
Im Rahmen des NOW!-Festivals für Neue Musik werden mehrere Werke der italienischen Komponistin aufgeführt werden. Am 30./31. Oktober findet die Uraufführung ihres neuen Violinkonzerts „sand like gold-leaf in smithereens“ statt.

Hanna Fink: Beim diesjährigen NOW!-Festival erleben wir die Aufführung deiner vier Streichquartette. Und wir hören „Memory jolts“ – ein Werk für Streichorchester, in dem ein Streichquartett solistisch auftritt. Nun hast du ein Violinkonzert für Carolin Widmann geschrieben. Ist das Solokonzert eine Weiterführung deiner bisherigen Arbeit?

Clara Iannotta: Tatsächlich komponiere ich grundsätzlich nicht mehr so viel Kammermusik, meine Musik funktioniert einfach besser in großen Besetzungen. Streichquartette sind bislang die Ausnahme, denn man hat eine Art „Mini-Orchester“ vor sich. Nach meinen vier Streichquartetten dachte ich: Über die Geige, über Streicher habe ich alles gesagt. Als ich die Anfrage für das Konzert erhielt, habe ich also erstmal gezögert. Wenn man einen solchen Auftrag annimmt, dann schreibt man nicht für irgendwen, sondern man schreibt ein Stück für eine Ausnahmemusikerin. In meinen Werken gibt es aber häufig entweder umfangreiche Präparationen oder Manipulationen der Saitenspannung („Skordatur“). Soll also Carolin Widmann ein Stück für präparierte oder skordierte Geige spielen? Das wäre ihr gegenüber nicht fair. Denn wenn man zum Beispiel die Saiten einer Geige umstimmt, dann ändert sich auch der Klang des jeweiligen Instruments. Damit würde sich auch der Klang ändern, der diese außerordentliche Musikerin ausmacht. Das wollte ich nicht.

HF: Was hat schließlich den Impuls für das Violinkonzert gegeben?

CI: Carolin hat die schönste Mail geschrieben, die eine Musikerin einer Komponistin schreiben kann: „Let‘s just fail together.“ Wie kann man zu diesen Worten und diesem Vertrauen Nein sagen? Sie hat so viel Leidenschaft, so viel Enthusiasmus! Die zündende Idee für das Konzert kam mit der Entdeckung einer besonderen Saiten-Art. Eine befreundete Geigerin, Dejana Sekulić, zeigte mir tiefoktavierende Saiten, das sind dickere Geigensaiten, die dadurch eine Oktave tiefer klingen. Und: sie halten die Spannung. Das ist anders, als wenn man die normalen Saiten einfach herabstimmen würde – dabei ist es immer sehr schwer, die Spannung in den Griff zu bekommen, der Klang verändert sich zu sehr und wird unberechenbar. Gemeinsam mit Dejana und auch Sarah Saviet begann ich also, mit dem Klang dieser Saiten zu experimentieren. Ich war so begeistert, dass ich sogar darüber nachdenke, doch noch ein fünftes Streichquartett zu schreiben. Im unteren Bereich rutscht die Geige in die Altlage, klingt aber definitiv nicht wie eine Viola. Das ist gerade das Tolle. Denn es ändert sich viel: die Harmonien, die Multiphonics, überhaupt die Möglichkeiten der verschiedenen Spielweisen (ordinario oder sul ponticello) – es ist schon an sich spannend zu hören, wie eine solche tiefe Leersaite klingt! Diese Saiten sind einfach umwerfend (lacht).

HF: Haben diese Saiten für dich auch neue innermusikalische Experimente ermöglicht?

CI: Ja. Ich kam zum ersten Mal in meinem Leben an den Punkt, an dem ich dachte: Ich will Melodien schreiben, ich will Songs schreiben. Ich bin selbst mit Pop aufgewachsen. Dieser Clash von Pop und Neuer Musik war auch in der Beziehung mit meiner Mutter präsent. Sie ist kürzlich gestorben. Angestoßen von diesen Geigensaiten habe ich also versucht, Songs zu schreiben. Aber es sind keine (lacht). Es sind eher komische Soundtracks, obwohl sie in meinem Kopf wie Lieder klangen. Und dann begann ich, mit den Aufnahmen dieser Arbeitsproben zu arbeiten. Ich habe sie vergrößert, im Zeitverlauf gestreckt, sodass sie langsamer sind. Und in dem Moment hat es funktioniert, es hat auf einmal Sinn gemacht – mit diesen tiefen Saiten hat sich nicht nur der Klang verändert, sondern auch die Zeit.

HF: Dein Violinkonzert trägt den Titel „sand like gold-leaf in smithereens“ (übersetzt: Sand wie Blattgold in Bruchstücken). Wie kam es zu dieser Assoziation?

CI: Der Titel bezieht sich, wie fast alle meine Werktitel, auf Lyrik der irischen Autorin Dorothy Molloy (1942-2004). Das Gedicht, auf das ich hier Bezug nehme, wurde posthum veröffentlicht. Darin spricht Molloy über Sand und seine Eigenschaften. Was ist Sand überhaupt? Extrem hartes Felsgestein wird über die Zeit porös, wird zerkleinert, verteilt sich mit dem Wind. Die Materie verändert also über einen sehr langen Zeitraum ihren Zustand. Und irgendwann können wir als Menschen dann Spuren in etwas hinterlassen, was vorher massiver Stein war. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Im Grunde genommen ist Sand eine Metapher für die Zeit.

HF: Finden sich diese außermusikalischen Bezüge in deiner Musik wieder?

CI: Zwischen Sologeige und Orchester wird permanent ein Veränderungsprozess verhandelt. Manchmal kommt ein Wind durchs Orchester und zerstreut die Materie in alle Richtungen, mal braust das Orchester über die Sologeige hinweg. Im Stück wird außerdem ständig wiederholt, andauernd kehren ähnliche Klänge wieder. Auch wenn man beim Hören vielleicht etwas wiedererkennt, so ist es immer anders, die musikalischen Zustände ändern sich ununterbrochen. Es ist ein bisschen wie am Meer. Man setzt den Fuß in den Sand und sieht den Fußabdruck. Aber nach der nächsten Welle ist nur noch der grobe Umriss zu sehen. Man bekommt niemals den gleichen Fußabdruck hin. Es gibt eine sehr schöne Geschichte vom argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges, “The Book of Sand”. Darin geht es um ein Buch, das keinen Anfang und kein Ende hat. Es ist unendlich, wie Sand. Ein Satz daraus ist mir im Gedächtnis geblieben, er geht ungefähr so: Wenn der Raum unendlich ist, dann sind wir ein beliebiger Punkt im Raum. Und wenn Zeit unendlich ist, dann sind wir ein beliebiger Punkt in der Zeit.

Termine und Tickets

https://www.theater-essen.de/ Theater und Philharmonie Essen Opernplatz 10, 45128 Essen
Essener Philharmoniker
Philharmonie Essen
Donnerstag
30.10.2025
19:30 - 21:30
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Alfried Krupp Saal
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45,0040,0034,0030,0022,0018,00 €
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Freitag
31.10.2025
19:30 - 21:30
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Abo:K4(FR) & Abo:K9(FR)

Trailer

Carolin Widmann im Künstlerporträt 25/26 (Philharmonie Essen)
Berg - Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ | Widmann | Inkinen | Deutsche Radio Philharmonie (ARD Klassik)
Das NOW!-Festival 2025 wird gefördert von der Kunststiftung NRW, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und der Ernst von Siemens Musikstiftung.

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