Cardillac
Oper in drei Akten von Paul Hindemith
Libretto von Ferdinand Lion nach E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“
Premiere
06. Dezember 2025
Sprache
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Dauer
ca. 1 Stunde, 40 Minuten, ohne Pause
Altersempfehlung
Empfohlen ab 16 Jahren
Hinweise
Einführung 45 Minuten vor jeder Vorstellung
Beschreibung
Der Goldschmied Cardillac fertigt wunderschöne Schmuckstücke an, die er nur widerwillig aus der Hand gibt. Nach dem Verkauf setzt er alles daran, seine wertvollen Schöpfungen zurückzubekommen – auch, wenn dafür Menschenleben geopfert werden müssen. Cardillacs Tochter wird von einem Offizier verehrt. Dieser wird auf das Treiben Cardillacs aufmerksam, weil der Goldschmied ihm zwar seine Tochter ohne Umschweife überlassen würde, er die Herausgabe eines Schmuckstücks für sie aber kaum ertragen kann. Ein Mordanschlag auf den Offizier scheitert, doch es kommt zu keiner Anklage des eigentlichen Täters Cardillac, stattdessen wird im zufällig auftauchenden Goldhändler der vermeintlich Schuldige gefunden. Schließlich aber gibt sich Cardillac vor der Menge als der wahre Mörder zu erkennen, das Volk richtet über sein Schicksal.
Komponist Paul Hindemith und Librettist Ferdinand Lion griffen für ihre Oper „Cardillac“ auf E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ zurück, die einen Kriminalfall mit einer psychopathologischen Studie verbindet und von Versuchung, Sucht, Gier und Künstler*innentum handelt. Auf die Erzählerin Scuderi verzichtete Lion und rückte den Goldschmied Cardillac in das Zentrum der Opernhandlung. Dessen psychische Komplexität und Exzentrik werden mit großer Klarheit und Stringenz erzählt. Hindemiths Musiksprache changiert zwischen Expressionismus, Neo-Barock, Neuer Sachlichkeit und Avantgarde, umgibt die Titelfigur mit den Klängen eines Saxofons und eröffnet ein breites musikalisches Spektrum zwischen intimen, kammermusikalischen Momenten und mächtigen Chorpassagen. In Essen feiert mit „Cardillac“ eine der wenigen abendfüllenden, aber dennoch kurzen Opern Hindemiths in der umjubelten Inszenierung von Guy Joosten („Arabella“ am Aalto-Theater, 2022) ihre Premiere. Joosten setzt in seinem Zugriff auf Herausarbeitung der extremen Charaktere, die Ausstattung von Katrin Nottrodt sorgt für Atmosphäre und Effekt. Unter der musikalischen Leitung von Patrick Lange erklingt in Essen die im Vergleich zur revidierten Version radikalere und packendere Erstfassung der Oper, die 1926 ihre Uraufführung erlebte.
Komponist Paul Hindemith und Librettist Ferdinand Lion griffen für ihre Oper „Cardillac“ auf E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ zurück, die einen Kriminalfall mit einer psychopathologischen Studie verbindet und von Versuchung, Sucht, Gier und Künstler*innentum handelt. Auf die Erzählerin Scuderi verzichtete Lion und rückte den Goldschmied Cardillac in das Zentrum der Opernhandlung. Dessen psychische Komplexität und Exzentrik werden mit großer Klarheit und Stringenz erzählt. Hindemiths Musiksprache changiert zwischen Expressionismus, Neo-Barock, Neuer Sachlichkeit und Avantgarde, umgibt die Titelfigur mit den Klängen eines Saxofons und eröffnet ein breites musikalisches Spektrum zwischen intimen, kammermusikalischen Momenten und mächtigen Chorpassagen. In Essen feiert mit „Cardillac“ eine der wenigen abendfüllenden, aber dennoch kurzen Opern Hindemiths in der umjubelten Inszenierung von Guy Joosten („Arabella“ am Aalto-Theater, 2022) ihre Premiere. Joosten setzt in seinem Zugriff auf Herausarbeitung der extremen Charaktere, die Ausstattung von Katrin Nottrodt sorgt für Atmosphäre und Effekt. Unter der musikalischen Leitung von Patrick Lange erklingt in Essen die im Vergleich zur revidierten Version radikalere und packendere Erstfassung der Oper, die 1926 ihre Uraufführung erlebte.
Besetzung
Cardillac
Tochter
Offizier
Goldhändler
Kavalier
Dame
Führer
Team
Musikalische Leitung
Inszenierung
Choreografie
Bühne und Kostüme
Licht
Jürgen Kolb
Choreinstudierung
Bernhard Schneider/Marlowe Fitzpatrick
Dramaturgie
Patricia Knebel/Piet De Volder
Termine und Tickets
Aalto Musiktheater
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Aalto Musiktheater
15:45 Einführung
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Nachgespräch in der Cafeteria statt.
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Nachgespräch in der Cafeteria statt.
Aalto Musiktheater
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Zum letzten Mal in dieser Spielzeit
17:15 Einführung
Trailer
Trailer: CARDILLAC von Paul Hindemith (Aalto Musiktheater)
Zur Darstellung des Goldhändlers
Paul Hindemiths Oper „Cardillac“ (1926) nach E.T.A. Hoffmanns Novelle „Das Fräulein von Scuderi“ spielt im Paris des 17. Jahrhunderts. Das Werk enthält die Figur „Der Goldhändler“ (Rollenbezeichnung laut Klavierauszug). Die Inszenierung von Guy Joosten, die erstmalig 2019 an der Opera Vlaanderen in Antwerpen unter der Intendanz von Aviel Cahn Premiere gefeiert hat, ist zeitlich in den 1920er Jahren verortet und stellt die Figur des Goldhändlers als jüdische Person dar. Die Kostümdarstellung orientiert sich an der jüdischen Minderheit der Chassid*innen, die das Gewerbe des Gold- und Diamantenhandels in Antwerpen prägten und prägen und vor Ort präsent sind.
Der dritte Akt der Oper enthält eine Szene, in der der Goldhändler Zeuge eines Mordanschlages durch Cardillac auf den Offizier wird. Vor der versammelten Menge enttarnt der Goldhändler Cardillac als Mörder. Der Offizier, der neben dem Goldhändler als Einziger die Tat bezeugen kann, beschuldigt stattdessen den unschuldigen Goldhändler als Mörder. Die Menge glaubt dem Offizier. Sie widerspricht nicht, stellt keine Fragen, der Goldhändler wird von der Polizei abgeführt.
Im Rahmen des aktuell stattfindenden TIKWAH-Festivals der Philharmonie Essen, in dessen Zentrum jüdische Musik und Kultur stehen, wurde die Darstellung der Figur des Goldhändlers mit Expert*innen aus den Bereichen Judaistik, (Kunst-)Geschichte und Theaterwissenschaft thematisiert und kritisch hinterfragt.
Dr. Diana Matut, Leiterin der Alten Synagoge Essen und Kooperationspartnerin beim TIKWAH-Festival, ordnet die in der Inszenierung dargestellte jüdische Person wie folgt ein: „Durch Kleidung und Maske wird ein jüdischer Mensch der chassidischen Gemeinschaft dargestellt, die in Antwerpen bis heute beheimatet ist. Seit dem 18. Jahrhundert werden die Menschen dieser jüdischen Minderheit verunglimpfend als „Kaftan-Juden“ bezeichnet und mit Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft in Verbindung gebracht. In der antisemitischen Bildsprache Europas hat die Geschichte der Darstellung chassidischer Jüd*innen eine lange bestehende, rassistische Konnotation. Klar erkennbare äußerliche Merkmale wie der Kaftan, die Schläfenlocken und der lange Bart bei Männern wurden seit Jahrhunderten für die stereotype Darstellung jüdischer Menschen missbraucht.”
Die künstlerische Leitung des Aalto Musiktheaters sieht es als ihre kuratorische Aufgabe, die für diese Inszenierung gewählte Darstellungsform des Goldhändlers zu kontextualisieren. Wir möchten das Theater als offenen Raum des Diskurses erhalten, und so eine Auseinandersetzung mit den auf der Opernbühne verhandelten Themen und Stoffen ermöglichen.
Der dritte Akt der Oper enthält eine Szene, in der der Goldhändler Zeuge eines Mordanschlages durch Cardillac auf den Offizier wird. Vor der versammelten Menge enttarnt der Goldhändler Cardillac als Mörder. Der Offizier, der neben dem Goldhändler als Einziger die Tat bezeugen kann, beschuldigt stattdessen den unschuldigen Goldhändler als Mörder. Die Menge glaubt dem Offizier. Sie widerspricht nicht, stellt keine Fragen, der Goldhändler wird von der Polizei abgeführt.
Im Rahmen des aktuell stattfindenden TIKWAH-Festivals der Philharmonie Essen, in dessen Zentrum jüdische Musik und Kultur stehen, wurde die Darstellung der Figur des Goldhändlers mit Expert*innen aus den Bereichen Judaistik, (Kunst-)Geschichte und Theaterwissenschaft thematisiert und kritisch hinterfragt.
Dr. Diana Matut, Leiterin der Alten Synagoge Essen und Kooperationspartnerin beim TIKWAH-Festival, ordnet die in der Inszenierung dargestellte jüdische Person wie folgt ein: „Durch Kleidung und Maske wird ein jüdischer Mensch der chassidischen Gemeinschaft dargestellt, die in Antwerpen bis heute beheimatet ist. Seit dem 18. Jahrhundert werden die Menschen dieser jüdischen Minderheit verunglimpfend als „Kaftan-Juden“ bezeichnet und mit Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft in Verbindung gebracht. In der antisemitischen Bildsprache Europas hat die Geschichte der Darstellung chassidischer Jüd*innen eine lange bestehende, rassistische Konnotation. Klar erkennbare äußerliche Merkmale wie der Kaftan, die Schläfenlocken und der lange Bart bei Männern wurden seit Jahrhunderten für die stereotype Darstellung jüdischer Menschen missbraucht.”
Die künstlerische Leitung des Aalto Musiktheaters sieht es als ihre kuratorische Aufgabe, die für diese Inszenierung gewählte Darstellungsform des Goldhändlers zu kontextualisieren. Wir möchten das Theater als offenen Raum des Diskurses erhalten, und so eine Auseinandersetzung mit den auf der Opernbühne verhandelten Themen und Stoffen ermöglichen.
Eine Produktion der Opera Vlaanderen Antwerpen