12. bis 15.03.2026

her:voice III

Kompo­nistinnen­festival
Das Komponistinnenfestival „her:voice“ wirft den Blick über die Grenzen des Kanons hinaus und macht das musikalische Schaffen von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart sichtbar. Die zweite Ausgabe widmet sich in Opernvorstellungen, Konzerten und einem Symposion dem Schaffen von Elfrida Andrée, Louise Farrenc, Ina Boyles, Maria Herz und weiteren.
Orgel-Gala markieren
Bereits zum dritten Mal macht es sich das Komponistinnenfestival „her:voice“ zur Aufgabe, einen Blick über die Grenzen des Kanons hinaus zu werfen und mit einem reichhaltigen Programm das musikalische Schaffen von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart sichtbar zu machen. Neben Opernvorstellungen, Sinfoniekonzerten und kammermusikalischen Formaten wird das künstlerische Programm von einem wissenschaftlichen Symposion umrahmt, das dazu einlädt, das Erlebte auf künstlerischer und wissenschaftlicher Ebene zu reflektieren und darüber in den gemeinsamen Austausch zu treten.

Mit ihrer „Fritjof-Saga“ griff die schwedische Telegrafistin, Organistin, Dirigentin und Komponistin Elfrida Andrée (1841-1929) eine altnordische Sage auf und vertonte sie in einer romantisch-opulenten Partitur zu ihrer einzigen Oper. Am Aalto Musiktheater erlebt die archaische Wikingergeschichte nun in der Inszenierung von Anika Rutkofsky ihre szenische Uraufführung – und überrascht mit mutigen Frauenfiguren sowie erstaunlich modernen Perspektiven. Eine weitere Facette des Schaffens von Andrée ist zudem in der Philharmonie Essen zu erleben. Hier erklingt die 2. Orgelsinfonie der ersten Domorganistin Skandinaviens im Rahmen einer Orgel-Gala, bei der die Organistin Mari Fukumoto Werke komponierender Frauen an der „Königin der Instrumente“ präsentiert.
Louise Farrenc (1804-1875)
Illustration: Magnus Voll Mathiassen
Den Norden Europas verlassend, lädt das Sinfoniekonzert VIII der Essener Philharmoniker nach Frankreich ein: Bereits zu Lebzeiten war Louise Farrenc (1804-1875) eine Ausnahmeerscheinung, die ihre Spuren im Pariser Musikleben hinterließ. 1842 als erste Frau auf eine Klavierprofessur am Conservatoire national berufen, hatte sie dieses Amt knapp 30 Jahre inne. Doch war Farrenc nicht nur eine begnadete Pianistin, auch verfasste sie zahlreiche Kompositionen, so die energiegeladene, hörbar von Beethoven inspirierte Sinfonie Nr. 2.

Von Paris über den Ärmelkanal führt der Weg nach Irland, in die Heimat Ina Boyles (1889-1967). Boyle, deren Werke mal irischen Folk, mal ruhige Ernsthaftigkeit in sich tragen, erhielt 1920 für ihre Rhapsodie „The Magic Harp“ den renommierten Carnegie Award – als erste Frau überhaupt. Konzertreihen mit anderen Komponistinnen machten ihre Werke bekannt, familiäre Verpflichtungen sowie die Wirren des Zweiten Weltkriegs aber verhinderten die weitere Verbreitung.

Zurück nach Nordrhein-Westfalen führt Maria Herz (1878-1950). Im Köln der 1920er Jahre feierte die alleinerziehende Mutter von vier Kindern große Erfolge. Um von ihren Zeitgenossen ernstgenommen zu werden, arbeitete sie unter dem Pseudonym „Albert Maria Herz“ und verfasste bis 1934 knapp 30 Werke, darunter das Cellokonzert, in dem sich die Künstlerin zu ihren jüdischen Wurzeln bekannte. Das politische Klima zwang sie jedoch ins Exil – und brachte die Komponistin Maria Herz zum Verstummen. In Kooperation mit der Universität Zürich sowie der Zürcher Zentralbibliothek soll dieser bemerkenswerten Künstlerin wieder Gehör verschafft werden. Ihr widmet sich u. a. die renommierte Cellistin Raphaela Gromes, die sich selbst für das Sichtbarmachen von Komponistinnen und ihrem Schaffen starkmacht und im Rahmen von „her:voice“ auch abseits des Konzertsaals in intimerer Atmosphäre zu erleben sein wird.

Im Zusammenspiel von Theorie und Praxis bieten darüber hinaus auch in diesem Jahr Vorträge und der Austausch mit namhaften Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, das Schaffen komponierender Frauen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und bisher Ungehörtes (und Ungesehenes) kennenzulernen.

Rückblicke

her:voice II

20. bis 23.03.2025
Alma Mahler-Werfel (1879-1964)
Illustration: Magnus Voll Mathiassen

her:voice I

09. bis 12.05.2024
Florence B. Price (1887-1953)
Illustration: Magnus Voll Mathiassen
Aalto Musiktheater

Festivalpublikation

Im Nachklang zur ersten Ausgabe des Festivals her:voice ist eine Dokumentation im Hollitzer-Verlag erschienen (Herausgeberinnen: Merle Fahrholz und Melanie Unseld).
Die sowohl anschauliche als auch ausführliche Publikation ist zum Preis von € 40,00 im offiziellen Handel sowie im Rahmen des anstehenden Festivals im Aalto-Theater erhältlich.
Das Festival „her:voice“ findet in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft und
Interpretationsforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien statt.
Das Rahmenprogramm wird gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.