DAS
GRILLO-THEATER

Das Essener Grillo-Theater zählt zu den ältesten Theatern im Ruhrgebiet. Seinen Namen verdankt es einem großzügigen Stifter, dem 1825 als Sohn einer Essener Kaufmannsfamilie geborenen Industriellen Friedrich Grillo. Grillo war einer der wichtigsten Unternehmer und Unternehmensgründer des 19. Jahrhunderts im Ruhrgebiet. Durch seine vielfältigen Aktivitäten z.B. als Aufsichtsratsmitglied des „Bochumer Vereins“, einem Montankonzern mit Sitz in Bochum zu dem mehrere Stahlwerke und Zechen gehörten, aber auch als Mitglied des Grubenvorstandes der „Bergbaugesellschaft Neu-Essen“ und Gründer der Schalker Eisenhütte sowie der Gelsenkirchener Bergwerks-AG nahm er maßgeblichen Einfluss auf die wirtschaftliche und strukturelle Entwicklung der Region.

Aber auch die Kunst lag Friedrich Grillo sehr am Herzen: So teilte er im Oktober 1887 der Essener Stadtverordnetenversammlung mit, seiner Heimatstadt für den Bau eines Theaters eine halbe Million Mark, notfalls sogar mehr, spenden und Zeit seines Lebens für dessen Unterhaltskosten aufkommen zu wollen. Bevor es jedoch zu einem offiziellen Schenkungsvertrag kam, verstarb Friedrich Grillo am 16. April 1888 in Düsseldorf. Seine Witwe, Wilhelmine Grillo geb. von Born und Tochter des Bankengründers Theodor von Born, löste jedoch das Versprechen ihres Mannes ein. Sie stiftete das Grundstück für den Bau im I. Hagen und übernahm mehr als zwei Drittel der Gesamtkosten, die sich auf insgesamt 937.997 Mark beliefen.
Fassade des Grillo-Theaters nach der Errichtung (ab 1892)
Grillo-Theater nach der Errichtung (ab 1892)
Fassade des Grillo-Theaters nach dem Wiederaufbau (ab 1950)
Grillo-Theater nach dem Wiederaufbau (ab 1950)
Am 16. September 1892 wurde das vom bekannten Berliner Theaterarchitekten Heinrich Seeling im neobarocken Stil errichtete Haus mit Lessings „Minna von Barnhelm“ eröffnet. Wenige Jahre später erhielt es einen Orchestergraben für Opernaufführungen und wurde mit der Bevölkerungsexplosion nach der Jahrhundertwende schon zu klein für die drei Sparten Oper, Tanz und Schauspiel, sodass das Sprechtheater in den zwanziger Jahren eine eigene Spielstätte in der Hindenburgstraße erhielt.

Im Jahre 1933 geriet das Grillo-Theater – wie alle anderen Theater in Deutschland – unter den Terror des Naziregimes und büßte im 2. Weltkrieg mehr als nur seine wilhelminische Schnörkelfassade ein. Nach einem beispiellosen Wiederaufbau wurde das Grillo 1950, nun mit streng sachlicher neoklassizistischer Front, mit einer Inszenierung von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ wiedereröffnet. Allerdings war der Wiederaufbau umstritten, denn schon damals wurde der Wunsch nach dem Neubau eines Opernhauses laut, der jedoch erst 1988 mit der Eröffnung des Aalto-Theaters erfüllt wurde.

In der jungen Bundesrepublik erhielten die Essener Bühnen unter der Intendanz von Dr. Erich Schumacher (1958-1974) und mit Chefdramaturgin Dr. Ilka Boll wieder überregionale Bedeutung und Anerkennung. Besonders die Inszenierungen von Erwin Piscator und Jean-Louis Barrault, aber auch Heinz Dietrich Kenters Inszenierung von Brechts Stück „Der Kauskasische Kreidekreis“ setzten hier maßgebliche Akzente.

Mitte der 80er Jahre geriet das Grillo-Theater aus ganz anderen Gründen ins Blickfeld öffentlicher Auseinandersetzungen: Wegen Sicherheitsmängeln drohte dem sanierungsbedürftigen Haus die Schließung. Der damalige Schauspieldirektor Hansgünther Heyme konnte dies jedoch 1988 erfolgreich verhindern. Für die aufwändigen Umbauarbeiten konnte der renommierte Architekt Werner Ruhnau, nach dessen Plänen bereits das Stadttheater Münster und das Musiktheater im Revier (MiR) in Gelsenkirchen entstanden waren, gewonnen werden. Ruhnau verringerte das Platzangebot von 670 auf 400 Plätze und schuf so ein modernes, variables Raumtheater, das im September 1990 mit Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ wiedereröffnet wurde.

Adresse
Grillo-Theater
Theaterplatz 11
45127 Essen
DIE ADA
Die ADA liegt mitten in der Stadt: im zweiten Stock des Grillo-Theaters. Die neue Spielstätte wurde am 4. November 2023 mit dem Stück "(Making) Woyzeck" nach Georg Büchner in der Regie von Caner Akdeniz eröffnet.
Zuschauerraum ADA
Zuschauerraum ADA
Mit Beginn der Intendanz von Selen Kara und Christina Zintl wird die grunderneuerte zweite Spielstätte im Grillo-Theater eröffnet. An dem Ort, an dem ehemals die Heldenbar war, wird ein ganz neuer, wunderbarer Spiel-Raum für Experiment, Neugier und Phantasie geschaffen. Nach den männlichen Helden der Vergangenheit wird mit ADA eine Heldin Namensgeberin für die kleine Spielstätte im Grillo-Theater. Ada, Countess of Lovelace, eine brillante Mathematikerin und Pionierin der Computer-Programmiersprachen, die mutig und unerschrocken den Konventionen ihrer Zeit getrotzt hat, steht als Patin für diesen Ort. Ihre Sehnsucht, einfach eine „vollkommen professionelle Person“ sein zu dürfen in einer Zeit, in der Frauen Schwangerschaft als Therapie bei zu viel eigenen Ambitionen verordnet wurde, steht sinnbildlich für etwas sehr Wichtiges. Nüchtern wie klar verweist diese Suche nach Professionalität auf den mehr als legitimen Anspruch – auch für unsere Zeit – allen Menschen, ohne Ansehen der Person, wirkliche Freiheit zur Entfaltung und Möglichkeiten zur Realisierung ihrer Potentiale zu eröffnen. Dass ADA unter anderem auf Türkisch „Insel“ und auf Indonesisch „existieren“ heißt, erweitert sehr passend den Bedeutungsrahmen eines Orts, der zum mutigen ‚in-See-stechen‘ verführen möchte. Die ADA wird entsprechend ein Freiraum werden für das Neue, Tastende, Suchende und dabei auch die Grenzen zwischen analoger und digitaler Welt wie anderer, scheinbarer Gegensätze künstlerisch erforschen – ganz im Sinne von Ada Lovelace, die als „Poetin der Mathematik“ auch nach dem suchte, was das angeblich Unvereinbare miteinander verbindet: um Neues in die Welt bringen zu können.
Zuschauerraum ADA
Zuschauerraum ADA
Adresse
Grillo-Theater
Theaterplatz 11
45127 Essen
DAS CAFÉ CENTRAL
Das Café Central öffnet bei Theatervorstellungen im großen Saal jeweils eine Stunde vor Aufführungsbeginn und hat auch im Anschluss an die Veranstaltung noch geöffnet. Neben Getränken werden kleine Speisen angeboten. Für die Gastronomie verantwortlich ist die Food.Love.Catering GmbH. Es ist nur Kartenzahlung möglich.

Außerdem bietet das Café Central eine kleine Bühne für Schauspieler*innen, Autor*innen, Wissenschaftler*innen und andere Expert*innen sowie Platz für Lesungen, Vorträge, Diskussionen und musikalische Programme. Hier finden neben Publikumsgesprächen auch regelmäßig Veranstaltungen der Reihen "Lesart" und "Politischer Salon Essen" statt.

Adresse
Grillo-Theater
Theaterplatz 11
45127 Essen